Mittwoch, 28. Juli 2010

Epilog

Am 27.Juli um 18Uhr MEZ ist mein Grossvater vaeterlicherseits verstorben. Er war ein Mensch an den ich nur gute Erinngerungen habe, jemand der seine Familie ueber alles liebte und immer wusste, was er hat. Ich wuenschte, ich koennte nun bei meiner Grossmutter sein und ihr Beistand leisten.

Allen die mit ihr trauern wuensche ich viel Kraft und Hoffnung in dieser schwierigen Zeit!

Meine Schwester und ich denken an euch!

Sonntag, 25. Juli 2010

Resume


Nun hab ich die Haelfte meiner Zeit in suedost-Asien schon hinter mir. Es bleiben noch eine Woche Praktikum in Singapur und 7 Wochen Reisen in Indonesien. Zeit fuer ein Resume:

Zwei Monate Singapur, eine Stadt, die niemals schlaeft. Ich muss zugeben, es waren strenge zwei Monate. Die Arbeit im Krankenhaus war extrem langweilig. Ich durfte kaum etwas tun und konnte nur den Aerzten nachlaufen, die einem eh nur das Gefuehl geben, ein laestiger Blutegel zu sein. So wurde meiner Freundin Ani mal gesagt: Go to this doctor, he's the one you can leech on... Na, nicht gerade freundlich. Aber was solls.
Ich hatte nach meiner zweiten Woche einen Schlachtplan ausgefeilt... Immer wenn ich mich wie ein Blutegel fuehlte, vergegenwaertigte ich mir, dass ich ja 107.-S$ Anmeldegebuehr bezahlt habe, um mich hier ausbilden zu lassen. Fuer dieses Geld will ich wenigstens was geboten kriegen. Und so konnte ich - im Vergleich zu den anderen Studente - relativ viel tun. Im Vergleich zur Schweiz oder geschweige denn Bruessel war es aber immer noch das langweiligste Praktikum. Aber hey, was solls... Ich hab die letzten 8 Monate so hart gearbeitet, dass ich mich richtig gut gefuehlt habe in der Langeweile. Wer weiss, wann ich mich das naechste mal so sehr langweilen werde? Das konnten die Studenten hier nicht wirklich verstehen, dass ich mich ueber Langeweile freue. Na, man kann nicht immer verstanden werden... :-)

Im Privatleben gings dafuer umso mehr drunter und drueber. Man lernt hier so schnell Leute kennen. Doch das hab ich euch ja schon alles erzaehlt... Das Clarke Quay Bingo... Aber gewisse Leute bleiben einem erhalten. Und mit denen verbringt man dann auch immer wieder schoene Abende... Was sich nicht gerade positiv auf die Arbeitsmoral ausuebt. Erst recht nicht, wenn man gar keine richtige Arbeit hat! :-)
So schleagt man sich dann uebermuedet durch die Tage und lebt am Abend wieder auf. Wann man schlaeft? Ich weiss es nicht, wahrscheinlich waehrend der Arbeit. Doch das merkt keiner... nich mal man selbst! Ob man dabei etwas aufnimmt, etwas lernt? Nein... Es ist mehr wie ein 2 monatiger Halbschlaf...

In den letzten paar Tagen haben die meisten guten "Singapur-Freunde" das Land verlassen... entweder fuer Urlaub oder fuer immer. So geschah diesen Freitag tatsaechlich das unmoegliche und ich habe den Abend alleine zu Hause verbracht. Es tat gut. Und heute bin ich (nach einer durchgefeierten Nacht) einfach nur zu Hause geblieben. Keine Leute, keine Sehenswuerdigkeiten, keine Inseln. einfach mal gar nix gemacht. Naja, ich bin zum Buddha Tooth Relic Temple, der hier um die Ecke ist. Immer um 3 Uhr fangen die eine 2 Stuendige Rezitation an. Ich gehe manchmal dort hin um zuzuhoeren. Es ist alles auf chinesisch... doch das macht nichts. Man wird fast high, wenn man den repetitiven aneinandergereihten Konsonanten zuhoert. Man fliegt in eine andere Sphaere... (Gell Tanja :-) )

Ich war schon immer jemand, der dachte, dass es irgendwo, irgendwie, irgendwas mehr gibt, als das, was wir sehen, als das was wir erahnen. Vielleicht sind diese Moenche ja auf dem richtigen Weg und es gibt so etwas wie eine Erleuchtung. Vielleicht werden sie sie erreichen durch ihre Uebungen.
Doch vielleicht wandeln sie ganauso schlaftrunken mit halbverschlossenen Augen durch die Welt wie ich durch Singapur nach meinen kurzen Naechten. Vielleicht unterscheidet uns gar nicht so viel. Vielleicht geht es nicht darum, was man alles tun darf bei der Arbeit oder bei der Meditation. Vielleicht geht es nur darum, was man erlebt.
Viellecht sind unsere Schicksale auch vorbestimmt und wir fahren alle auf Gleisen durch unsere Zukunft... fuer die einen steht die Erleuchtung bereit, fuer die anderen ein langer erholsamer Schlaf. Wer weiss das schon?
Ich werd auf jeden Fall weitersuchen auf meine verpennte Art und Weise. Wenn ich so etwas wie die Wahrheit finden sollte auf meinen Reisen, lass ich es euch wissen. Und bis dahin werd ich mein Haus sein!

Montag, 19. Juli 2010

Just a thought




Dieses Wochenende war einfach nur friedlich... Schoen feiern, schoen ausschlafen, schoen Nip/Tuck schauen... Was will man mehr?Man will immer mehr... Oder?
Heute habe ich dafuer auch mehr gekriegt!
Bei der Morgenvisite wurde mir erst mal ein wenig schummrig... Ich musste mich hinsetzen um nicht zwischen die purulenten Wunden zu krachen. Na, immerhin hat das noch geklappt. Danach, beim Kaffee, meinten zwei Aerztinnen, ich sehe etwas blass aus, ich solle doch nach Hause gehen. Ich meinte nur, das sei eine gute Idee. Doch irgendwie konnt ich es nicht lassen und bin noch "kurz" auf einen Sprung in den OP. Natuerlich war heute alles anders als sonst. Keine sechs Aerzte sondern nur zwei. Was sich hiermit aeusserte: Andy, hast du was zu tun? - Ne. - Dann kannst du uns bestimmt helfen!?! - Ja, natuerlich.
Ich hielt dann auch meine Haken schoen brav bis 5 Uhr Nachmittags. Kein Aussetzer, keine von meinem Gesicht verschmutzte Schilddruese. Uff...

"Life is a one-way street, and if you could paint it
I'd draw myself going in the right direction
So I go all the way - like I really really know -
But the truth is I'm only guessin'"
- Gnarls Barkley

Donnerstag, 15. Juli 2010

Lhasa de Sela




Ich habe erst vor Kurzem erfahren, dass Lhasa de Sela im Januar 2010 im Alter von nur 37 Jahren gestorben ist... May your voice enchant the angels!




"I'm going in I'm going in
I like to see you from a distance
And just barely believe
And think that
Even lost and blind
I still invented love"

Mittwoch, 14. Juli 2010

Even the sunlight comes in in rays...


Heute war wieder mal ein langer Tag... Was heisst das, ein langer Tag? Nun gut, ich hab um 8Uhr morgens meinen Supervisor angerufen um ihn zu fragen, wo er ist und was er tut. Er war am Fruehstuecken, was ungewoehnlich ist. Normalerweise sehen sie um 8 Uhr die letzten Patienten der Morgenvisite... Nun gut. Danach gabs noch eine kleine Lymphknotenbiopsie, woran sich "nur" vier Aerzte beteiligten und dann war erst mal Schluss. Am Nachmittag waere noch Klinik gewesen, doch den hab ich mit einer Kollegin durchdiskutiert. Wir haben ueber das englische und das schweizerische und das franzoesische Gesundheitssystem diskutiert. Es war relativ interessant. Doch um 4 war es dann endlich Zeit, meine Gitarre zu packen und nach Sentosa an den Strand zu fahren. Die Gezeiten schwemmen dort allen Muell an den Strand, so dass man das Wasser foermlich suchen muss. Man legt sich rein mit der Angst, dass ein abgetrenntes Koerperteil einen am Oberschenkel streifen koennte. Panisch sucht man sich den Weg zwischen denn Muellhalden aus dem "Wasser" raus. Man rennt zur Dusche und schrubbt sich erst mal ne halbe Stunde mit der Hoffnung, keinen Aussschlag am ganzen Koerper zu erhalten. Danach legt man sich an den Strand mit aus Indonesien und Malaysien importiertem Sand und schlaeft ein.
Na, zumindest hab ich einen schoenen Sonnenuntergang gesehen und hab am Strand des suedlichsten Auslaeufers Kontinentalasiens Gitarre gespielt.

Ich werde wohl verstehen muessen, dass alles seinen Preis hat. Man kann zwar einen Strand bauen, wo sonst eigentlich nur Schlamm und Mangroven waeren. Doch es hat einen Preis. Und der Preis geht oft mit Angst einher. Sollten wir den Strand deshalb einfach vermeiden oder sollten wir uns umso mehr ins Wasser stuerzen und geniessen und jegliche Angst vor Aussschlaegen am ganzen Koerper vergessen?
Wenn das Leben und unsere Plaene doch bloss so einfach waeren. Doch es gilt wohl einiges zu akzeptieren im Leben. Entweder, dass man keine Straende baut, wo keine von sich aus entstehen oder dass man sie baut, dafuer aber den Preis bezahlt.

Even the sunlight comes in in rays...
Unser Weg besteht aus Schritten...

Samstag, 10. Juli 2010

Abschied nach Schumacher


Verrueckt, nun habe ich schon 5 Wochen in einer Stadt verbracht, die nie schlaeft. Ich fuehle mich, als wuerde ich den Puls der Stadt mitleben, als waere ich an die Hauptschlagader der Stadt angeschlossen. Die Stadt ist immer muede und doch pulsiert ihr Herz 24h am Tag. Und alles geschieht so schnell. Alles geht so schnell vorbei. Ich bin mir sicher, ein Leben in Singapur vergeht im Nu... Leider vegehen nicht nur Leben schnell in einer gerafften Wahrnehmung sondern auch die Aufenthalte... So habe ich, seit ich hier bin, so viele geliebte Menschen schon verabschiedet und weitere werden folgen. Und alles in nur kurzer Zeit. So habe ich erst vor kurzem Tanja verabschiedet. Es war ein tragischer Abschied, da ihr Handy keinen Akku mehr hatte und ich etwas laenger im Krankenhaus bleiben musste. Wir haben uns knapp verpasst. Doch die Zeit, die wir hier zusammen verbringen konnten war genial.
Wie kommt es, dass man gewisse Menschen kennt, ohne wirklich mit ihnen zu leben und andere, mit denen man tagtaeglich spricht, lernt man nie kennen?
So kamen mich letztens auch Julia und Peter besuchen. Wir haben uns vor kaum einem Jahr in Guadeloupe kennengelernt und sind seither so gute Freunde. Fuer mich fuehlt es sich immer so an, als waere ich Teil einer Familie, wenn ich mit den beiden unterwegs bin. Ich wuerde mit ihnen ans Ende der Welt reisen und wuerde mich dabei immer wohl fuehlen.

Es sind die Erinnerungen, die mich hier nicht vollkommen der Zeit entwischen lassen. Sie geben mir einen kleinen Rahmen, eine schiere Vorstellung vom Raum-Zeit-Kontinuum. Ohne diese Erinnerungen, waere ich wohl schon verloren in Singapur.
So waren wir letzte Woche zu viert auf Tioman Island mit der Ani... Ani ist auch so eine Person, die ich kannte, noch bevor ich sie das erste mal sah. Doch wir Slaven verstehen uns doch immer! :-)
Ich kann jedem nur empfehlen, mal nach Tioman zu fahren. Es ist ein kleines Stueck Paradies auf dieser Erde. Wo wir waren, gab es kaum so etwas wie Zivilisation. Einen Strommasten, ein paar wenige Huetten und 2-3 "Restaurants"... Dafuer kann man da traumhaft tauchen, durch den Dschungel wandern und mit Haien schnorcheln! So haben wir das Glueck gehabt am letzten Tag noch einen kleinen Baby-Riffhai zu sehen. Die koennen sich so wahnsinnig elegant bewegen unter Wasser. Das ist Wahnsinn. Und wenn sie wollen koennen sie unglaublich schnell sein.

Am Mittwoch haben wir dann den grossen Abschied "gefeiert". Wir sassen am Clarke Quay, der Portalvene der Stadt. Wir haben geredet, getrunken und waren traurig. Irgendwie hab ich's nicht so mit Abschieden. Ich nahm ein Taxi nach Hause und bemerkte, dass der Taxifahrer einen ganz anderen Weg nahm als sonst. Irgendwie war mir das aber egal. Ploetzlich fuhren wir aus einem Tunnel und waren schon im Krankenhaus. Ich verstand die Welt nicht mehr. Es war, als waeren wir durch ein Wurmloch gefahren. Die Strecke war nur halb so lang als sonst. Darauf konnte ich nur sagen: "Nice, I have never gone this way before. Very short." Worauf die Antwort kam: "Jes, I pifer qwik, la. Ju nou Schumakker? Vely qwik la! Cheepar for ju, la. But qwik!"
So geht es hier... Alles schnell! Alles guentsitg - ich fang gar nicht erst an zu erzaehlen dass gerade der grosse Sommerausverkauf ist in Singapore...

Warum muss alles immer so schnell gehen? Wenn man an einem Ort ankommt, hat man das Gefuehl: ach, cool, ich hab noch so viel Zeit. Und dann ist alles im Nu vorbei. Wieso verliert man sich, warum bleibt die Zeit nicht stehen. Koennte man sich dadurch besser verstehen? Wozu auch? Wahrscheinlich wollen wir immer alles schnell zu Ende bringen. Wir sind nun mal nicht die Haifische, die sich entscheiden koennen, wann sie sich schnell bewegen und wann langsam. Denn wir sind an eine Schlagader angebunden und die gibt das Tempo vor. Wir koennen auf der Welt herumreisen, wie wir wollen. Doch automatisch verwachsen wir wieder mit neuen Gefaessen. Es sind die Menschen, die Staedte, die Kulturen, das Tageslicht, die Gerueche, die Naechte, die uns das Tempo vorgeben. Und wenn man in einer Stadt wie Singapur landet, dann schlaegt der Puls schneller. Wie ein Metronom hoert man es ueberall... tick tack, tick tack... immer zu hoert man den Pulsschlag. Nur unter Wasser, wo die Haie sind, kann man dem Metronom entfliehen. Da wir nicht ins Wasser gehoeren, haben wir keine Sensoren um den Wellenschlag des Meeres zu fuehlen. Fuer und ist unter Wasser der einzige Ort, wo wir keine Zeit kennen. So freue ich mich schon auf weitere Tauchabenteuer in Indonesien.
So viele Abschiede habe ich hinter mir, so viele erwarten mich noch. Doch jeder Abschied eroeffnet die Moeglichkeit eines Wiedersehens. Und so freue ich mich darauf, mit meiner Schwester bald auf Flores tauchen zu gehen.