Verrueckt, nun habe ich schon 5 Wochen in einer Stadt verbracht, die nie schlaeft. Ich fuehle mich, als wuerde ich den Puls der Stadt mitleben, als waere ich an die Hauptschlagader der Stadt angeschlossen. Die Stadt ist immer muede und doch pulsiert ihr Herz 24h am Tag. Und alles geschieht so schnell. Alles geht so schnell vorbei. Ich bin mir sicher, ein Leben in Singapur vergeht im Nu... Leider vegehen nicht nur Leben schnell in einer gerafften Wahrnehmung sondern auch die Aufenthalte... So habe ich, seit ich hier bin, so viele geliebte Menschen schon verabschiedet und weitere werden folgen. Und alles in nur kurzer Zeit. So habe ich erst vor kurzem Tanja verabschiedet. Es war ein tragischer Abschied, da ihr Handy keinen Akku mehr hatte und ich etwas laenger im Krankenhaus bleiben musste. Wir haben uns knapp verpasst. Doch die Zeit, die wir hier zusammen verbringen konnten war genial.
Wie kommt es, dass man gewisse Menschen kennt, ohne wirklich mit ihnen zu leben und andere, mit denen man tagtaeglich spricht, lernt man nie kennen?
So kamen mich letztens auch Julia und Peter besuchen. Wir haben uns vor kaum einem Jahr in Guadeloupe kennengelernt und sind seither so gute Freunde. Fuer mich fuehlt es sich immer so an, als waere ich Teil einer Familie, wenn ich mit den beiden unterwegs bin. Ich wuerde mit ihnen ans Ende der Welt reisen und wuerde mich dabei immer wohl fuehlen.
Es sind die Erinnerungen, die mich hier nicht vollkommen der Zeit entwischen lassen. Sie geben mir einen kleinen Rahmen, eine schiere Vorstellung vom Raum-Zeit-Kontinuum. Ohne diese Erinnerungen, waere ich wohl schon verloren in Singapur.
So waren wir letzte Woche zu viert auf Tioman Island mit der Ani... Ani ist auch so eine Person, die ich kannte, noch bevor ich sie das erste mal sah. Doch wir Slaven verstehen uns doch immer! :-)
Ich kann jedem nur empfehlen, mal nach Tioman zu fahren. Es ist ein kleines Stueck Paradies auf dieser Erde. Wo wir waren, gab es kaum so etwas wie Zivilisation. Einen Strommasten, ein paar wenige Huetten und 2-3 "Restaurants"... Dafuer kann man da traumhaft tauchen, durch den Dschungel wandern und mit Haien schnorcheln! So haben wir das Glueck gehabt am letzten Tag noch einen kleinen Baby-Riffhai zu sehen. Die koennen sich so wahnsinnig elegant bewegen unter Wasser. Das ist Wahnsinn. Und wenn sie wollen koennen sie unglaublich schnell sein.
Am Mittwoch haben wir dann den grossen Abschied "gefeiert". Wir sassen am Clarke Quay, der Portalvene der Stadt. Wir haben geredet, getrunken und waren traurig. Irgendwie hab ich's nicht so mit Abschieden. Ich nahm ein Taxi nach Hause und bemerkte, dass der Taxifahrer einen ganz anderen Weg nahm als sonst. Irgendwie war mir das aber egal. Ploetzlich fuhren wir aus einem Tunnel und waren schon im Krankenhaus. Ich verstand die Welt nicht mehr. Es war, als waeren wir durch ein Wurmloch gefahren. Die Strecke war nur halb so lang als sonst. Darauf konnte ich nur sagen: "Nice, I have never gone this way before. Very short." Worauf die Antwort kam: "Jes, I pifer qwik, la. Ju nou Schumakker? Vely qwik la! Cheepar for ju, la. But qwik!"
So geht es hier... Alles schnell! Alles guentsitg - ich fang gar nicht erst an zu erzaehlen dass gerade der grosse Sommerausverkauf ist in Singapore...
Warum muss alles immer so schnell gehen? Wenn man an einem Ort ankommt, hat man das Gefuehl: ach, cool, ich hab noch so viel Zeit. Und dann ist alles im Nu vorbei. Wieso verliert man sich, warum bleibt die Zeit nicht stehen. Koennte man sich dadurch besser verstehen? Wozu auch? Wahrscheinlich wollen wir immer alles schnell zu Ende bringen. Wir sind nun mal nicht die Haifische, die sich entscheiden koennen, wann sie sich schnell bewegen und wann langsam. Denn wir sind an eine Schlagader angebunden und die gibt das Tempo vor. Wir koennen auf der Welt herumreisen, wie wir wollen. Doch automatisch verwachsen wir wieder mit neuen Gefaessen. Es sind die Menschen, die Staedte, die Kulturen, das Tageslicht, die Gerueche, die Naechte, die uns das Tempo vorgeben. Und wenn man in einer Stadt wie Singapur landet, dann schlaegt der Puls schneller. Wie ein Metronom hoert man es ueberall... tick tack, tick tack... immer zu hoert man den Pulsschlag. Nur unter Wasser, wo die Haie sind, kann man dem Metronom entfliehen. Da wir nicht ins Wasser gehoeren, haben wir keine Sensoren um den Wellenschlag des Meeres zu fuehlen. Fuer und ist unter Wasser der einzige Ort, wo wir keine Zeit kennen. So freue ich mich schon auf weitere Tauchabenteuer in Indonesien.
So viele Abschiede habe ich hinter mir, so viele erwarten mich noch. Doch jeder Abschied eroeffnet die Moeglichkeit eines Wiedersehens. Und so freue ich mich darauf, mit meiner Schwester bald auf Flores tauchen zu gehen.
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